Projekt Beschreibung
Erster Tag
mittel
12,8 km
3,5 h
360 hm
110 hm
Wir hatten an stahlblauen Himmel, grelle Sonnenstrahlen, purpurfarbene Sonnenuntergänge und funkelnde Sterne gedacht und laufen nun streckenweise mit dem Regenschirm durch Schneeregen. So waren die Verhältnisse nicht für unsere Tour geplant. Die Laune ist trotzdem bestens. Warum? Wir haben zwei Nächte im Hochschwarzwald vor uns und dazwischen jede Menge Zeit zum Laufen und Geniessen inmitten der mystischen Natur.
Wir starten am Schluchsee, laufen am Ufer entlang und an der Südwestseite gewinnen wir schnell einige Höhenmeter. Diese bringen den entscheidenden Temperaturunterschied nach unten. Es fallen jetzt bauschige Flocken und keine feuchtpappigen Tropfen mehr. Mit dem monotonen Stapfen und Knirschen der Schneeschuhe, den durch den Schnee gedämpften Windgeräuschen ziehen wir durch die dichten Wälder. Die Pfade sind stellenweise tief verschneit und eine sorgfältige Orientierung mit Karte und teils auch der Navigations-App des Smartphones laufen wir in Richtung Schnepfhalde. Ein nahezu wegloser und kaum begangener Gipfel. Wir möchten uns dort eine Schneehöhlen bauen und darin die erste Nacht der Tour verbringen.
Da es der Schneefall merklich zunimmt, die Sicht keine 100m mehr beträgt, beschließen wir an einem Unterstand mitten im Wald unterhalb des Gipfels eine Planänderung: Wir bleiben über Nacht in der offenen Schutzhütte – die Schneehöhle muss warten. Wir legen die Isomatten auf den Boden, die nassen Jacken hängen wir zum Trocknen auf und vor der offenen Schutzhütte machen wir ein Feuer. Unglaublich gemütlich und stimmungsvoll ist es so alleine mitten im verschneiten und mit Nebelschwaden durchsetzen Hochschwarzwald. Wir sammeln abgestorbene Äste für das Feuer, kochen Tee mit Rum, grillen Würste, kümmern uns abwechselnd um das Feuer und reden. Und freuen uns. Und dann wieder von vorne. Und das den ganzen Abend bis spät in die Nacht. Wir sind gerade einmal 10h auf Tour und schon fühlen wir uns wie „richtig im Urlaub“ – tief in einsamer Wildnis in einem der letzten Winkel der Erde.
Das letzte mal Wasser erwärmen, dieses mal nicht für Tee, sondern um die Edelstahltrinkflaschen in Wärmflaschen zu verwandeln und dann ab in den Schlafsack. Ordentliche Minusgrade lassen dicke Kondensationswolken über den Atemlöchern der Schlafsäcke aufsteigen. Gut, dass wir jeder zwei Schlafsäcke dabei haben. Einen normalen 3-Jahreszeiten-Schlafsack außen und innen einen ultraleichten Sommerschlafsack. Die Alternative wäre natürlich ein extra warmer Winterschlafsack. Allerdings bietet die „Zweisäcke-Lösung“ den Vorteil, das man auch bei wärmeren Außentemperaturen immer einen passenden Schlafsack nutzen kann und zwei kleinere Beutel lassen sich besser im Rucksack verstauen wie ein großer. Eingemummelt in zahlreiche Daunen versinken wir in das Reich der Träume.
Zweiter Tag
mittel
10 km
3,5 h
480 hm
420 hm
Als ich morgens aufwache und durch die offene Vorderwand des Unterstands blicke, sehe ich dicke Schneeflocken um die Tannen tanzen. Eine schönere Umgebung um direkt vom Schlafsack aus auf dem Gaskocher einen Kaffee zu bereiten, ist ja fast nicht möglich! Nach dem Frühstück packen wir unsere 7 Sachen (viel mehr benötigt man ja wirklich nicht) und weiter geht es. Vielleicht ist es gerade diese Reduktion auf das Wesentliche, was solch eine Outdoor-Unternehmung so eindrucksvoll macht.
Nach einer längeren Wegstrecke mit einigen Höhenmetern bergab mischt sich allmählich wieder der Regen mit Schnee. Wir beschliessen, das mit der Reduktion auf das Wesentliche mal sein zu lassen und gönnen uns in Menzenschwand ein üppiges zweites Frühstück mit Schnitzel, Pommes und Salat. Frisch gestärkt geht es nun wieder aufwärts. Zwischenziel ist das 1348m hohe Spießhorn. Durch eine perfekte Schwarzwald-Winterlandschaft ziehen wir unsere Spuren hoch zum Gipfel. Trotz mangelnder Aussicht – wir stehen mitten in den Schneewolken – ein toller Ort. Eine kurze Pause und es steht der heutige Endspurt zur Krunkelbachhütte an. Bergab durch den Wald und dann über große Schneeflächen geht es mit viel Wind zum Tagesetappenziel. Schon aus der Ferne sehen wir neben dem Hauptgebäude aus einem kleinen Kamin Rauch aufsteigen. Der mit Holz befeuerte Hotpot! Wir beziehen unser Zimmer und stärken uns im Gastraum mit Leckereien wie Gemüseintopf, Vesperplatten und Gulaschsuppe und dann… ja, dann, ziehen wir Badeschlappen und Badehose an, stapfen durch Minusgrade und Schnee in einen ca. 40 Grad warmen Blubbertopf. Der Wirt meinte nur „ich stelle euch mal einen Kasten Bier daneben – das hat sich bewährt“. 3 Stunden später ist der Kasten dann nicht mehr allzu schwer und wir ziehen uns in die gemütlichen Stockbetten zurück. Was für ein Tag!
Dritter Tag
mittel
3,5 km
10 min
0 hm
310 hm
Die Treppe knarzt, der Blick nach draußen zeigt eine tief in weiß getauchte Winterlandschaft. Im Gastraum duftet es nach Kaffee und das Frühstücksbuffet ist auch reichhaltig gerichtet. Ein Hüttenmorgen wie er sein soll. Wir schlagen uns mal wieder die Bäuche voll und besteigen anschliessend unsere gemieteten Schlitten. In einer rauschenden 3,5 km langen Abfahrt geht es hinab in das Bernauer Hochtal. Im Ortsteil Hof endet unsere Wintertour zwischen malerischen Schwarzwaldhöfen. Ob es bei der wie geplanten Sonne-mit-stahlblauem-Himmel-Tour besser gewesen wäre? Sicher anders, aber besser geht wohl kaum. Somit: Egal wie das Wetter ist. Im Schwarzwald draußen unterwegs zu sein, beschert definitiv eine grandiose Zeit.
Sicherheitshinweis: Die Tour ist je nach Bedingung bei normaler Fitness leicht bis mittelschwer. Du solltest den Winter aber nicht unterschätzen. Wenn es deine erste Wintertour ist, lasse dich in Sachen Ausrüstung gut beraten. Unverzichtbar ist eine gute Isomatte und ein Schlafsack, dessen KOMFORT-Temperaturbereich genügend Reserven bietet. Auch ein Satz wasserdicht verpackte Funktions-Unterwäsche und warme Ersatzsocken sind unverzichtbar. Eine Papierkarte, ein Handy mit geladenem Akku und ein erste Hilfe Set ist ebenfalls Pflicht.
Film der Tour
Startpunkt der Tour:
Schluchsee Bahnhof
Geeignete Jahreszeit:
Dezember – März
Anreise mit dem Auto:
Auf Google Maps ansehen

Autor:
Martin | Alle Artikel von Steffi und Martin ansehen
Tipp:
Hot Pot in der Krunkelbach reservieren!