Projekt Beschreibung

6 Tage Outdoor

mittel

215 km

6 Tage

1280 hm

1900 hm

Wer mit kleinen Kindern gerne per pedales unterwegs ist, findet auf dem Südschwarzwald-Radweg nahezu perfekte Reisebedingungen für eine mehrtägige Familientour: Naturreiche Wegführung, verkehrsarme Fahrstrecken, wenig Steigungen, gute Anreisebedingungen, flexible Planung der Streckenlängen, vielseitige Pausenmöglichkeiten, Exit-Optionen etc. Eine Woche Urlaub stehen an, die Wetttervorhersage verspricht ein stabiles Hoch bei kühlen nächtlichen Temperaturen und mit unseren beiden Kindern (5 Monate und 2 Jahre) in den gut gepäckbeladenen Fahrradanhängern geht es von der Haustüre aus los, um den ca. 270 km langen Radweg unter die Reifen zu nehmen. Wir pedalieren zunächst an einen Freiburger Bahnhof, um die Steigung des Höllentals auf die Schwarzwaldhöhe mit der Bahn zu bewältigen. Mit im Gepäck: ein Zelt, Isomatten und Schlafsäcke. Wir haben „das Reisen“ gedanklich stets mit dem Gefühl grösstmöglicher Freiheit und Flexibilität verbunden. Auch wenn entlang des Südschwarzwald-Radweges zahlreiche Unterkünfte mit „Bett & Bike“-Angeboten werben, ist es für uns uninteressant, feste Unterkünfte einzuplanen und damit die Wegstreckenlängen im Vorhinein festzulegen. Das war schon immer so, hat uns so manch spontan eingerichtetes Biwak in atemberaubender Natur gebracht bzw. interessante Begegnungen ermöglicht, und sollte sich auch mit der Familie nicht ändern. Warum auch?

1. Etappe: Hinterzarten-Lenzkirch
Ausgangspunkt unserer Tour ist Hinterzarten, das wir bequem in einer knappen halben Stunde mit der Höllentalbahn erreichen. Nach wenigen Kilometern leicht abschüssigem
Forstweg erreichen wir den stark touristisch geprägten Ort Titisee, der am gleichnamigen See liegt.

Wer dem Trubel standhält, erfreut sich über die feinschmeckenden „Speckweckle“der an die Seepromenade angrenzenden Shops. Wir geniessen das Vesper auf einer Bank nahe des Sees. Kindheitserinnerungen werden wach beim Anblick der vielen Tretboote, die für einen geringen Obulus gemietet werden können und gemächlich über den See schippern. Da wir am ersten Tag ohnehin schon recht spät gestartet sind, fahren wir durch Wald und Wiesen auf dem „Bähnle-Radweg“ nur bis nach Lenzkirch und steuern dort auf direktem Weg den Campingplatz an.

Beim Einchecken wundert sich die nette Dame am Empfang über das ganze Gepäck und wir werden freundlich gefragt, ob wir nicht ein Familienzimmer nehmen möchten, es seien 6 Grad Celsius für die Nacht angekündigt. Dankend lehnen wir jedoch ab – wir sind schliesslich auf solche Temperaturen bestens vorbereitet – und schlagen unser leichtwandiges Domizil auf einer schönen Wiese neben grasenden Pferden auf. Ein Sprung ins campingeigene Hallenbad mit anschliessendem Bier aus der hauseigenen Brauerei runden den ersten Reisetag perfekt ab.

2. Etappe:  Lenzkirch – Stühlingen

Die nächste Etappe des „Bähnle-Radwegs“, der weitgehend auf einer stillgelegten, kaum Steigungen aufweisenden Bahntrasse verläuft, führt uns über das Klausenbachviadukt, entlang zahlreicher Pferdekoppeln und durch typischen Schwarzwälder Nadelwald nach Bonndorf. Entlang des Weges laden viele Wiesen zum Spielen ein. Das, was der Südschwarzwald-Radweg an Höhe einfordert, ist kurz hinter Bonndorf erreicht. Darauf folgend geht es auf einer mäßig befahrenen Strasse steil talwärts. Ein kühler Wind schlägt uns auf der teilweise schattigen Strecke entgegen, als wir uns der nahen, wild-romantischen Wutachschlucht nähern. Das Highlight des Tages für unseren Großen war die plötzlich vorbeifahrende „Sauschwänzlebahn“, eine dampfstöhnende Museumsbahn, deren Gleise zeitweise am Radweg entlang führen. In Stühlingen suchen wir den Campingplatz auf und geniessen die letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor wir begleitet von Kuhglockengeläut in einen tiefen Schlaf katapultiert werden.

3. Etappe: Stühlingen – Waldshut

Nach einem stärkenden Frühstück im Zelt geht es weiter auf unserer Südschwarzwaldrundtour. Mit jedem weiteren Kilometer verlieren wir an Höhenmeter und kommen allmählich an den Rhein. Nach dieser relativ kurzen Radstrecke, die nahezu ausschliesslich neben der Wutach verläuft, schlagen wir das Zelt in Waldshut auf. Mit dieser Etappe endet auch der nach unserem Empfinden landschaftlich schönste und Schwarzwald-feeling-pur-vermittelnde Streckenabschnitt der Hauptroute des Südschwarzwald-Radweges.

4. Etappe: Waldshut – Rheinfelden

Die Radstrecke wird allmählich urbaner, wir nähern uns nun mit jedem Meter dem Dreiländereck (D-CH-F). Auch wenn uns der Weg durch wunderschöne historische Ortschaften wie Laufenburg und Bad Säckingen führt, die allemal eine Reise wert sind, touren wir lieber durch die freie Natur als durch Industrie-, engbebaute Wohngebiete oder entlang des Strassenverkehrs. Unsere Stimmung kippte mal kurzfristig auf den Nullpunkt als wir feststellen mussten, dass der nächst angesteuerte Campingplatz gerade wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist. Müde fahren wir weiter, zu allem Übel hat ein Anhänger einen Platten, die Kinder nörgeln zunehmend und wir haben keinen Plan „B“. Da stossen wir auf einen Waldspielplatz abseits des nächsten Dorfes.

Das ist der perfekte Schlafplatz, schiesst es uns durch den Kopf und kaum ein paar Minuten später steht unsere mobile Behausung neben Schaukel, Rutsche und Wippe. Die Kinder sandeln gerade unweit des Zelteingangs, als eine Jugendgruppe des THWs anrückt, ein kapitales Feuer an der nahegelegenen Feuerstelle zu Übungszwecken entfacht und schließlich eine Runde Stockbrot unserem nur noch staunenden Sohn offeriert. Was für ein unverhoffter und grandioser Tagesausklang!

5. Etappe: Rheinfelden – Kandern

In Rheinfelden verlassen wir die Hauptroute des Südschwarzwald-Radweges, der in Folge über die Landesgrenzen der Schweiz nach Basel und über St.Louis in Frankreich wieder nach Deutschland führt. Kulturell interessant, aber diesmal nichts für uns. Wir haben uns entschieden, die sportlichere und für uns landschaftlich reizvollere Streckenvariante über Lörrach und das malerisch schöne, hügelige Kandertal einzuschlagen.

Wir geniessen es, wieder einsame Waldstrecken, Pferdeweiden und nette kleine Dörfer zu passieren. Dank Martins Gespür für die Erahnung eines spannenden Streckenverlaufs – man könnte es auch Abkürzung nennen- passiert es ab und an, dass wir den regulären Radweg verlassen und abseits in eine Waldstrecke einfahren, die in dieselbe Richtung gehen soll. Mehrere Schiebepassagen, für unsere zuhause parkenden Mountainbikes durchaus herausforderungsvolle Strecken, offenbaren sich. Wären da nicht die kleinen wegsäumende Bauernläden, hätte die nun dann doch kräftezehrende, aber ausgesprochen schöne Strecke etwas an Reiz verloren. Wir decken uns mehrmals genussvoll mit frisch gebackenem Brot, Bauernkäse und geräucherten Würschtle ein und verbringen so manch wohlschmeckende Rast bis wir schliesslich in Kandern den Campingplatz erreichen.

6. Etappe: Kandern – Freiburg

Der nächste Morgen bringt den angekündigten Wetterumschwung und so machen wir uns bald auf den Weg in Richtung Bad Bellingen, wo wir wieder auf die Hauptroute des Südschwarzwald-Radweg stossen. Von hier aus radeln wir mehrere Kilometer entlang des Alt-Rheins, passieren zahlreiche Felder und mehr oder minder bekannte Weinorte.

Kurze Stopps in der ein oder anderen Straussenwirtschaft versorgen uns nochmals mit notwendigen Kraftreserven, bevor wir dann in der Zielgeraden in Freiburg, unserem
Zielort, einfahren.

Fazit
Die Tour verspricht gerade zu Beginn Schwarzwald-Feeling pur! Abwechslungsreicher Streckenverlauf mit landschaftlich äußerst reizvollen Passagen. Wegvarianten je nach Ambition und Kondition möglich: Mal mehr kulturell, mal sportlicher geprägt. Ideale Bedingungen für Familienradtouren, auch untrainierter Eltern, mit Anhängern; selbstfahrende Kinder sollten sicher fahren können und – ganz wichtig – im Strassenverkehr erfahren sein.

Startpunkt der Tour:
Bahnhof Hinterzarten

Geeignete Jahreszeit:
Mai – Oktober

Autor: 
Svenja | Alle Artikel von Martin ansehen

Tipp:
Karte und genaue Etappenbeschreibung: BIKELINE Südschwarzwaldrunde

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