Projekt Beschreibung

mittelschwer

10 km

3,5 – 4 h

262 hm

262 hm

Es scheint, dass nur sanft hügeliges Gelände den Ort Bachheimumgibt. Hier soll der „Grand Canyon Deutschlands“ verlaufen? So wird die Wutachschlucht oft betitelt. Seit Jahrtausenden frisst sich die Wutach wie eine nimmersatte Raupe durch die Gesteinsschichten des Schwarzwaldes um an ihr Ziel, den Rhein, zu gelangen.

Von meinem Startpunkt aus, einem Wanderparklatz, ist erst mal nichts Spektakuläres zu sehen: Die Schlucht ist so schmal, dass dem Auge eine durchgängige Wiesen- und Waldlandschaft vorgegaukelt wird. Nach einigen Metern führt der Pfad allerdings steil bergab. Die Luftfeuchtigkeit nimmt mit jedem verlorenen Höhenmeter merklich zu, das Rauschen der tosenden Wutach schwillt deutlich an und nach einem kurzen, aber knackigen Abstieg findet man sich urplötzlich in einer anderen Welt wieder.

Kompromisslos scheint sich hier der üppigen Pflanzenwelt alles unterzuordnen. Dichte Moose und Farne säumen das Ufer, steile Felsflanken werden von unzähligen Bäumen und Sträuchern belagert. Die stetig hohe Feuchtigkeit am Boden und in der Luft bildet den idealen Lebensraum für eine außergewöhnlich reichhaltige Flora und Fauna. Der Wanderweg schlängelt sich flussabwärts in Richtung Kanadiersteg, eine überdachte Holzbrücke auf Höhe der Gauchachmündung. Teils mit Seilen gesichert verläuft der Weg immer nahe dem Fluss entlang. Zahlreiche Plätze laden zu ausgiebigen Pausen ein. Ich setze mich auf einen mit Moos überwucherten Stein, sauge die kühle feuchtigkeitsgeschwängerte Luft in die Lungen und sofort stellt sich dieses Gefühl der Unbeschwertheit ein – solche Momente sind für mich die Triebfeder der Outdoorleidenschaft.

Die Schlucht der Gauchach beginnt vergleichsweise zahm, fast lieblich – wie in einem Märchenwald. Schachtelhalme und dicke Moosteppiche umgeben den einfach zu begehenden Weg. Hinweistafeln erklären Gesteinsarten und weisen auf Besonderheiten in der Pflanzenwelt hin. Allmählich wird die Gauchachschlucht schmaler. Über eine Holzbrücke wechselt der Weg an die westliche Seite des Gewässers. An der Burgmühle vorbei geht es bis zur Abzweigung „Engeschlucht“.

Dies ist wörtlich zu nehmen. Die teilweise nur wenige Meter breite Schlucht geht an manchen Stellen in pulsbeschleunigender Steilheit nach oben. Ob Weg oder Bachlauf ist in einigen Bereichen kaum zu unterscheiden. Der kontrovers diskutierte, aber unbestritten werbewirksame Slogan „Schwarzwald – Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald“ findet hier zumindest in Bezug auf das Wort „feucht“ seine absolute Berechtigung. Gutes hohes Schuhwerk und griffige Profilsohlen sind ein Muss auf diesem Wegabschnitt. Schmale glitschige Stege, steile Treppen und senkrechte Wegflanken säumen den matschigen Weg. Trittsicherheit, Konzentration und teilweise Schwindelfreiheit sind gefordert. Den Blick stets konzentriert gesenkt, werde ich beim Erreichen eines breiten, ebenen Schotterweges fast schon überrascht. Abruptes Ende des kleinen Abenteuers.

Die wenigen verbleibenden Kilometer lassen gedankenversunkenes Schlendern zu. Über Wiesen wird der Ausgangspunkt Bachheimangesteuert und es ist klar: Die Wanderung ist ideal um kurzfristig in die fabelhafte Welt der Schluchten im Schwarzwald einzutauchen. Mir ist auf der Tour ein Wegweiser aufgefallen: „Schluchtensteig“, 6 Etappen, 120km. So klar wie die Luft hier oben: Die nächste Mehrtagestour ist gefixt.

Startpunkt der Tour:
Wanderparkplatz „Drei-Schluchten-Halle“ in Bachheim

Geeignete Jahreszeit:
April – Oktober

Anreise mit dem Auto:
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Autor: 
Steffi & Martin | Alle Artikel von Steffi & Martin ansehen

Tipp:
Die Strecke kann gut in ca. dreieinhalb Stunden gelaufen werden. Aber: Plane mehr Zeit ein – die Tour ist so schön, dass du ohne Probleme einen ganzen Tag hier verbringen kannst. Im Hochsommer Handtuch mitnehmen. Ein kurzes Bad in der Wutach ist ein Muss.

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