24h Wanderung
Schon lange spukt die Herausforderung von einer 24h Wanderung in meinem Kopf herum. Soll ich das eher allein oder mit ein paar Freunden angehen? Mhh, wenn ich allein ginge, würde der innere Schweinehund wohl siegen und irgendwann nachts wäre die Aktion beendet. Eine Volkswanderung mit mehreren hundert Teilnehmern und lauter Event-Bespaßung soll es aber auch nicht sein.
Gerade rechtzeitig kam da der Aufruf zur Bewerbung bei der ADCO 24h-Wanderung. Ein Outdoor-Händler aus Freiburg organisiert für eine kleine Gruppe eine 24stündige Wanderung. Start: Freiburg – Ziel: Der Schluchsee im Hochschwarzwald. Perfekt! Über ein Onlineformular sende ich meine Bewerbung ab und habe Glück! Ich gehöre zu den 20 ausgewählten Teilnehmern der ersten ADCO 24h-Wanderung!
Leicht nervös finden sich alle Teilnehmer sowie die beiden Guides Philipp und Uwe am Startpunkt ein. Alle sind etwas angespannt und stehen mit gemischten Gefühlen da. Was werden die folgenden Stunden bringen? Schafft es der Körper, schafft es die Psyche? Wird es ein unvergessliches Erlebnis im positiven Sinne oder eine quälende Niederlage?

„Los
geht’s“
Es geht los. Am Rande Freiburgs, kurz vor dem Eintauchen in den Wald und dem Beginn des Aufstiegs zum Schauinsland findet das Briefing durch die Guides statt. Regeln? Fast keine. Uwe läuft vorweg, Philipp bildet den Schluss und kümmert sich um etwaige Probleme. Er ist aktiver Bergwächtler und somit für die Sicherheit der Gruppe zuständig. Das Motto: Nicht huddeln, sondern gemütlich laufen und Spaß soll es machen. Das Naturerlebnis und das Ankommen stehen im Vordergrund.
„Alle noch
fit“
Somit setzt sich unsere kleine Karawane in Bewegung. Nach wenigen Metern verlassen wir die Stadt und wandern auf schmalen Trails über den Kypfelsen und Solacker dem Schauinslandgipfel entgegen. Tolle Aussichtspunkte und eine fröhliche, bunt gemischte Gruppe lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Am Gipfel angekommen ist es bereits dunkel und recht zugig.

Kurze Zeit später, in einer windgeschützten Mulde mit Picknickbänken, wartet Martin, „die gute Fee“, mit einem opulent gedeckten Vespertischchen auf uns. Landjäger, Käse, frisches Bauernbrot und Obst werden kredenzt. Langsam füllen sich die Energiespeicher wieder. Wir kochen auf Gaskochern Kaffee und Tee und genießen die ausgiebige Pause in der mystischen Schwarzwaldnacht.

Im Lichtkegel der Stirnlampen führt der Weg durch Wälder und über Wiesen auf wurzelgespickten Pfaden in Richtung Feldberg. Ein Donnerschlag kündigt den einsetzenden Regen an und als die „gute Fee“ mitten in der Nacht im Nichts mit frischem Hefezopf, Schokolade und heißen Getränken auftaucht, schüttet es in Strömen. Die Stimmung ist trotzdem blendend.
In dichtem Nebel und Regen erreichen wir bald den Gipfel des höchsten Berges im Schwarzwald. Leider bleibt uns somit der oft prachtvolle, mit Alpenpanorama versüßte Sonnenaufgang verwehrt und wir steigen zum Raimatihof ab. Tiefpunkt… Der Körper meldet sich mit Schlafbedürfnis und nicht wegzudiskutierenden Muskelschmerzen. Nach einem üppigen Frühstücksbuffet, viel Kaffee und aufgewärmten Gliedern sieht die Welt eine Stunde später schon wieder ganz freundlich aus.

Die Stimmung steigt, die Kräfte werden mobilisiert und weiter geht es durch den Landregen in eine bilderbuchhafte, feucht-grün getauchte Schwarzwaldumgebung. In wasserdichte Kleider gehüllt geht es am Feldsee vorbei zum Zweiseenblick. Das Ziel ist hier erstmals in greifbarer Nähe! Unter uns ist der Schluchsee und Titisee zu sehen. Es sind dann aber doch noch zahlreiche Kilometer bis wir das erste Mal am Seeufer stehen. Die gesamte Gruppe hat den See erreicht und zusehends ist der Stolz zu spüren. Noch einige Kilometer und wir erreichen das Schwarzwaldcamp. Finisher-T-Shirts, erhobene Daumen, breites Grinsen, die Zufriedenheit des Zielerreichens und Feierabendbier!

Es gibt Würstchen vom Grill, noch ein paar Feierabendbier extra und trotz der vielen Stunden auf den Beinen zieht ein Großteil der Gruppe noch in eine „echte“ Schwarzwaldbeiz um, um sich das EM-Halbfinale anzusehen. Wir haben in den letzten 30 Stunden eine unglaubliche Erfahrung gewonnen und die deutsche Mannschaft das Spiel – ein perfekter Ausklang!
Fazit: Ein tolles Erlebnis und durch die Organisation mit Guides, Verpflegungsstationen und dem Back-Up eines Fahrzeuges um im Notfall an den nächsten Bahnhof, die nächste Busstation oder wenn nötig zum Arzt zu gelangen, bietet eine solche Veranstaltung den idealen Rahmen, um die eigenen Grenzen auszuloten und den Schwarzwald auf sehr intensive Weise kennenzulernen.
Lust bekommen? Bewerbungen für die nächste Tour sind wieder möglich: adco-fr.de/24h/